Geheimnisse des Kellermeisters
Felix Hößelbarth ist Kellermeister und Betriebsleiter auf einem der renommiertesten Weingüter des DresdnerElblands–derHoflößnitz. Als Vorsitzender des Weinbau-verbandes Sachsen e.V. ist er ein Experte auf dem Gebiet der Wein-herstellung.
Von der Traube bis ins Glas – wie lange dauert der Prozess des Kelterns?
Das hängt von der Weinsorte ab. Bei Rotwein erfolgt eine halbjährige bis einjährige Holzfassreifung, die auch bis zu zwei Jahre dauern kann. Aufgrund des hiesigen nördlichen Klimas liegt unser Fokus jedoch eher auf Weißwein, welcher den Weg vom Rebstock in die Flasche nach mehreren Monaten vollendet.
Die Weinlese der frühen Sorten beginnt Ende August und Anfang September, während die späten Sorten – wie der Riesling - Mitte bis Ende Oktober geerntet werden. Die Abfüllung von Weiß- und Roséwein erfolgt im März und April, während die alkoholische Gärung eine Woche bis einen Monat dauert. Die restlichen vier bis fünf Monate werden für Reifungsprozesse, Finetuning, Säure- und Süßeeinstellung genutzt, um einen perfekten Wein zu zaubern.
Was macht für Sie einen guten Wein aus?
Wenn man fruch-tigen Duft, der an Pfirsich,Stachelbeere oder Mango erinnert, im Mund wiederfindetundeinespannendeRestsüße den Tropfen veredelt, dann ist das ein Wein, der Spaß macht. Es ist dieses harmonische Zusammenspiel aus Frucht und Geschmack, der alle Sinne anspricht.
Hier im Dresdner Elbland sind nicht nur die klimatischen Bedingungen – mit kalten Nächten und heißen Tagen – ideal für diese eleganten, feinfruchtigen Noten. Es ist auch die große Vielfalt an Rebsorten – insgesamt 70, die Weingenuss hier zum Erlebnis macht. Unsere Weinkulturlandschaft ist von vielen kleineren Gütern mit 10 bis 15 Hektar Anbauflächeundeinemhandwerklichen Herstellungsprozess geprägt. Es sind meist Einzelpersonen, die mit viel Liebe und Herzblut ihre Weine kreieren. Das schmeckt man.
Wie sieht ein typischer Tag auf dem Weingut für Sie aus?
Das hängt von der Jahreszeit ab. Die Natur ist mein Chef und gibt mir die Aufgaben vor. Das ist das Schöne
an meiner Arbeit. Von Dezember bis Februar erfolgt der Rebschnitt. Im April und Mai beginnt der Wachstumszyklus, bei dem die Laubarbeiten anfallen und die Reben an den Rankhilfen befestigt werden. Gesunde Blätter und Trauben brauchen genügend Platz zum Wachstum. Im August heißt es dann, Bacchus gut zuzureden, damit er uns erst Regen und dann viel Sonne beschert.
Wir schauen den Trauben beim Wachsen zu und pflegen die Reben, bis dann die hektische und intensivste Zeit des Jahres beginnt – die Weinlese. Hier wird größtenteils von Hand geerntet. Der akute Mangel an Erntekräften ist da eine Herausforderung. Die bedeutsamste Aufgabe liegt jedoch in der Organisation der Ernte, die Hand in Hand mit der Kellerei abläuft. Sobald die Hänger vollerfrischgepflückterTraubeninder Kellerei ankommen, müssen sie direkt am Tag der Ernte gepresst und zu Trau-benmost verarbeitet werden. Da packen alle mit an.

© Max Schroeder