Familie Wach

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Stadtarchiv

Familie Wach - Verlegeort: Augustusweg 62

Felix Wach (1871-1943)

als „vierteljüdisch“/„Mischling 2. Grades“ (>> rassistische Kategorien nach den Nürnberger Gesetzen)

Stolpersteininschrift:

HIER WOHNTE
DR. FELIX WACH
JG. 1871
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
TOT 21. AUG. 1943
DRESDEN

 

Felix Wach wurde am 19. April 1871 in Frankfurt am Main als Sohn des Juraprofessors und Geheimrats Adolph Wach und seiner Frau Fanny Henriette Elisabeth, geborene Mendelssohn Bartholdy, geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums leistete er Einjährig-Freiwilligen Militärdienst und studierte anschließend Jura, unter anderem in Lausanne. 1896 promovierte er an der Universität Leipzig und trat in den juristischen Vorbereitungsdienst ein.

Nach Stationen als Referendar und Assessor in Rochlitz und Chemnitz wechselte Wach 1899 nach Dresden. Hier wurde er 1900 Legationsrat im sächsischen Außenministerium, später folgten Tätigkeiten am Oberverwaltungsgericht und im Innenministerium. 1909 wurde er Amtshauptmann in Großenhain und ab 1914 in Pirna. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Rittmeister der Reserve im Stab Ober-Ost und 1918 in Litauen. Noch im selben Jahr wurde er zum Geheimrat ernannt.

Wach engagierte sich gesellschaftlich, etwa im Sächsischen Künstlerhilfsbund, im Dresdner Museumsverein und ab 1919 kommunalpolitisch in Oberlößnitz. Nach seiner Arbeit als Ministerialrat trat er 1929 in den Ruhestand und unternahm Reisen nach Westeuropa und in die USA.

1897 heiratete Felix Wach seine Cousine 2. Grades, Katharine von Mendelssohn-Bartholdy. Aus der Ehe gingen die Kinder Joachim, Hugo und Susanne hervor, die ab 1912 in Radebeul aufwuchsen. Auch sie wurden nach 1933 als sogenannte „Halbjuden“ verfolgt.

Obwohl Felix Wach protestantisch war, geriet er wegen seiner Abstammung zunehmend unter Druck. 1938 verlor er seinen Sitz im Aufsichtsrat der Schipkau-Finsterwalder Eisenbahn-Gesellschaft. Wegen seiner Beschwerde über die Zerstörung des Mendelssohn-Denkmals in Leipzig und gezielter Diffamierung durch den Radebeuler Oberbürgermeister Heinrich Severit verschärfte sich seine Lage. Der Versuch, das Familiengrundstück zu schützen, scheiterte 1939.

Felix Wach und seine Frau mussten nach Dresden umziehen. Er starb am 14. September 1943 in seiner Wohnung in der Karcherallee 27.

Text: D. Ristau

Katharine Wach (1876-1956)

als „jüdisch“ verfolgt

Stolpersteininschrift:

HIER WOHNTE
KATHARINE WACH
GEB. VON
MENDELSSOHN-BARTHOLDY
JG. 1876
ENTEIGNET 1939
DEPORTIERT 1944
THERESIENSTADT / LIEBENAU
'AUSTAUSCH' 1944
SCHWEDEN

Katharine Marie Albertine Wach, genannt Käthe, wurde am 24. September 1876 in Berlin als Tochter des Geheimen Kommerzienrats Ernst Moses Felix und der Maria Alexandrine von Mendelssohn-Bartholdy geboren wurde. Nach den Konventionen ihrer Zeit führte sie ein bürgerliches Haus, insbesondere nach der Niederlassung in Radebeul, wo sie Eigentümerin des Grundstücks im heutigen Augustusweg 62 war.

Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung sah sich Katharine Wach ab 1933 zunehmend Verfolgungen ausgesetzt, auch wenn die Ehe mit ihrem Ehemann Felix zunächst einen gewissen Schutz bot. Ihre Verfolgungsgeschichte lässt sich wegen lückenhafter Quellen nicht in allen Einzelheiten rekonstruieren. 1939 erlebte sie die faktische Enteignung der Villa Wach, die zur Landesführerschule des Deutschen Roten Kreuzes umfunktioniert wurde. Bereits zuvor war sie gezwungen worden, den Zwangsvornamen „Sara“ anzunehmen.

In dem Bemühen, ihren Status zu verbessern, reiste das Ehepaar 1938 in die USA und 1939 erwarb Katharine Wach die kubanische Staatsbürgerschaft, die später für ihr Überleben entscheidend wurde.

Nach dem Tod ihres Mannes 1943 verlor sie den letzten Schutz. Im Januar 1944 wurde Katharine Wach von der Gestapo verhaftet und am 10./11. Januar ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Aufgrund ihrer kubanischen Staatsbürgerschaft wurde sie Anfang März 1944 ins Internierungslager Liebenau am Bodensee verlegt. Im Juni 1944 überstellte man sie an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin, von wo sie im Rahmen eines sogenannten „Einzelaustauschs“ nach Schweden entlassen wurde.

Nach Kriegsende siedelte Katharine Wach in die Schweiz über, wo Verwandte lebten. Sie starb am 27. Juli 1956 in Orselina und wurde auf dem Friedhof in Gsteigwiler beigesetzt.

Text: D. Ristau