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Die traditionsreiche und innovative Pharmachemie hat in Radebeul wieder eine echte Zukunftsperspektive

Dienstag, den 05.01.2021

  • Das Wehen der Fahnen von Südkorea und Deutschland vor dem Werkseingang zeugt bereits vom Gesellschafterwechsel.

Mit Notarvertrag vom 02.12.2020 wurde die Arevipharma GmbH, Meißner Straße 35 in Radebeul, seitens der bisherigen Gesellschafter um die Gebrüder Strüngmann veräußert. Die neuen Eigentümer kommen aus Südkorea. Sie haben ihre Wurzeln in der Pharmaforschung im hochinnovativen Umfeld der Universität von Seoul.

Kurzer geschichtlicher Rückblick:

  • Neben der Firma Dr. Madaus & Co begründete vor allem auch die Chemische Fabrik von Heyden die pharmazeutische Tradition der Stadt Radebeul.
  • Für die Entstehung und Entwicklung der Chemischen Fabrik von Heyden war die Salicylsäure von entscheidender Bedeutung.
  • 1875 wurde die Radebeuler Fabrik am Standort der heutigen Arevipharma GmbH in Betrieb genommen.
  • In dieser Fabrik wurde die erste in industriellem Maßstab betriebene Arzneimittelsynthese der Welt betrieben.
  • Ab 1897 wurde dann deren Derivat, die Acetylsalicylsäure produziert (Vertrieb unter dem Markennamen Acetylin). [Wirkstoff auch der Parallelentwicklung von Bayer unter dem Markennamen Aspirin]
  • Zu DDR-Zeiten war das Unternehmen Bestandteil des VEB Arzneimittelwerk Dresden (AWD).
  • 1991 erfolgte die Übernahme durch die ASTA Medica, die Pharmatochter der Degussa AG.
  • 2003 sollte das Werk geschlossen werden. Durch den engagierten Einsatz der Belegschaft unter Leitung der Betriebsratsvorsitzenden Bärbel Starke – dafür erhielt sie 2004 stellvertretend den Radebeuler Couragepreis - und der gesamten Region gelang eine Übernahme durch die HEXAL AG unter Leitung der Gebrüder Strüngmann.
  • Nach dem Verkauf der HEXAL AG 2005 an die Novartis Gruppe verblieb die Arevipharma GmbH bis zum heutigen Tage im Eigentum der Gebrüder Strüngmann.

Die Gebrüder Strüngmann haben großen Respekt verdient, dass sie der Pharmachemie in Radebeul und damit auch der Belegschaft bis heute die Treue gehalten haben, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Sie haben damit ein wichtiges Stück Industrietradition gesichert.

Mit dem Übergang auf die neuen Gesellschafter, die aus dem hochinnovativen Umfeld der Universität von Seoul hervorgegangen sind, erhält der Pharmastandort Radebeul eine neue Zukunftsperspektive. Die erheblichen Investitionen der Stadt Radebeul in das infrastrukturelle Umfeld des Standorts in den letzten Jahren tragen somit Früchte.

Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) erinnert sich: „Als wir 2003 gemeinsam mit der Belegschaft um den Erhalt des Standortes rangen, fuhren wir gemeinsam nach Holzkirchen bei München zu den Eigentümern der Firma Hexal, den Gebrüdern Strüngmann. Letztlich gelang es, sie von einem Engagement in den Radebeuler Standort zu überzeugen.“

Heute im Jahr 2020 drohte nun erneut das Aus. Ende August suchte Frau Starke daher erneut Kontakt zur Stadt. Gemeinsam mit der hiesigen Geschäftsführung unter Leitung von Herrn Dr. Jung und der Unterstützung eines sehr breiten Netzwerkes gelang es schließlich, den Übergang an die neuen südkoreanischen Eigentümer zu ermöglichen.

„Es war immer ein Drahtseilakt die als Ultima Ratio drohende Standortschließung zu verhindern. Ein immens breites Netzwerk an Unterstützern im politischen und behördlichen Raum, angefangen vom Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler (CDU), über zahlreiche Landes- und Landkreisvertreter haben ihren Teil zum Gelingen beigetragen und manchen Stein aus dem Weg geräumt – Respekt und vielen Dank dafür“, so Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos): „Die Radebeuler Pharmatradition hat wieder eine reale Zukunftsperspektive. Kraft, Glück und Erfolg den neuen Eigentümern, der Geschäftsführung und vor allem der gesamten Belegschaft“, gratuliert der Oberbürgermeister.