Bilz-Sanatorium

Stadtlexikon
Städtepartnerschaften
Historische Ansicht
Stadtarchiv

Bilz-Sanatorium

Auszug aus dem "Stadtlexikon Radebeul":

Bilz-Sanatorium, auch "Bilz' Natur-Heilanstalt" oder "Sanatorium Bilz" (Eduard-Bilz-Str. 53).

Im September 1890 erwarb F. E. Bilz vom Wiener Privatier Richard Strubell das ausgedehnte Weinberggrundstück Strakenweg 86 in Oberlößnitz, um dort eine seinen naturheilkundlichen Lehren entsprechende "Kuranstalt für naturgemäße Lebens- und Heilweise" einzurichten.

Das aus dem späten 18. Jh. stammende Herrenhaus mit Weinpresse, Backhaus und Stallungen war um 1840 zu einer Villa umgebaut und mit einem Park umgeben worden, zu dem auch der auf der Höhe gelegene sog. "Mäuseturm" (heute Ruine) gehörte. Bilz funktionierte das Waschhaus zur Badestube und den Kuhstall zum Herrenbad um und erhielt im September 1892 die Konzession zum Betrieb eines Sanatoriums für zunächst 15 Patienten.

Erster ärztlicher Leiter war der Radebeuler Arzt Julius Hermann Päßler. Wegen der großen Nachfrage ließ Bilz 1894 nach Plänen der Firma Gebr. Ziller ein viergeschossiges Kurhaus im Schweizerstil ("Schloß Lößnitz") errichten, dessen Südfassade über die gesamte Ausdehnung durch hölzerne Loggien strukturiert ist. Die spitz zulaufende Turmhaube über der Mittelachse und die Giebelaufbauten verliehen dem Haus einen schloßähnlichen Charakter.

1895/96 entstanden ein weiteres Kur- und ein Badehaus. 1898 wurde auch das Grundstück Jägerberg in den Sanatoriumsbetrieb einbezogen, so daß die Heilanstalt um die Jahrhundertwende mit mehr als 150 Betten zu den größten ihrer Art im Dresdner Raum gehörte.

Auf dem Sanatoriumsgelände, das durch Zukäufe eine maximale Ausdehnung von 7,5 ha erreichte, ließ Bilz Hunderte Obstbäume pflanzen, 20 Lufthütten und mehrere Sportstätten errichten sowie Wasserspiele und ein verzweigtes Wegenetz anlegen. Durch die regelmäßigen Platzkonzerte sowie Park-, Winzer und Rosenfeste entwickelte sich das Sanatorium auch zu einem kulturellen Zentrum der Lößnitzgemeinden. In seiner Blütezeit bis zum I. Weltkrieg zählte das B.-S. jährlich über 400 Gäste.

Bilz' Kurmethode setzte auf die Selbstheilungskräfte der Patienten, die mit natürlichen Mitteln unterstützt wurden. Mit Luftkuren, Wasseranwendungen, Massagen und Bewegungstherapie wurden v. a. Krankheiten des Nervensystems, der Atem- und Verdauungsorgane, des Stoffwechsels, Herzleiden sowie urologische, gynäkologische und dermatologische Krankheitsbilder behandelt; die größten Erfolge erzielte die Kur bei Patienten mit internistischen und neurologischen Erkrankungen.

Zum ärztlichen Personal gehörten angesehene Mediziner und Naturheilkundler wie Paul Aschke, Otto Wagner und Eugen Bilfinger. 1905 übernahm Bilz' Sohn Alfred die Direktion der Anstalt. Nach dem Tod des Gründers 1922 hatte das B.-S. zunehmend mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Ab 1941 als Reservelazarett der Wehrmacht genutzt, wurde es 1945 von der Roten Armee besetzt und weitgehend demoliert. Danach dienten die Gebäude als Notunterkunft, ab 1946 als Sitz der Finanzschule des Landes Sachsen und von 1953 bis 1991als Internat des Instituts für Lehrerbildung "Edwin Hoernle". [...]

Den vollständigen Artikel lesen Sie im "Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz"