Klara May

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Klara May

Mit Klara May zu den ägyptischen Pyramiden. Eine Erinnerung anlässlich ihres Jubiläumsjahres

Sommerzeit bedeutet für viele Menschen Urlaubszeit. Ob man nun die schönste Zeit des Jahres auf Reisen oder 'Balkonien' verbringt, besondere Erlebnisse offerieren beide Varianten, sodass einige Momente sogar im Urlaubstagebuch festzuhalten sich lohnen können.

Klara May wurde vor 150 Jahren, am 04. Juli 1864 in Dessau geboren. Ferner wird sich am 31.12.2014 ihr Todestag zum 70. Mal jähren. Grund genug, sie ein wenig aus dem Schlagschatten ihres bekannten Dichter-Ehemannes Karl May in den Lichtkegel der Betrachtung und Würdigung zu rücken.

Nachdem sie zunächst mit dem 11 Jahre älteren Richard Plöhn liiert war, heiratete sie nach dessen Ableben 1901 zwei Jahre später den frisch geschiedenen Radebeuler Schriftsteller. Zu dieser Zeit sah sich Karl May bereits im Fadenkreuz einiger Kritiker, und das Netz von Intrigen, Verleumdungen und Gerichtsprozessen sollte sich zukünftig immer enger um ihn schließen. Bereits 1899 entschloss er sich deshalb, den Vorwürfen, er wäre ein Schreibtisch-Abenteurer, dem seine gewagten Unternehmungen lediglich im Phantasiereich begegnen würden, eine reale Orientreise entgegenzusetzen. Begleitet wurde er dabei auf dem zweiten Abschnitt von Noch-Ehefrau Emma und dem Noch-Ehepaar Plöhn.

Klara hielt diese Reise dabei nicht nur in schriftlicher Tagebuchform fest, sondern auch in fotographischer, verfügte sie nämlich über entsprechendes Equipment und steigendes Interesse für diese Beschäftigung. So wie die Tour ins Morgenland für Karl May doppelten Vorteil bot, einerseits vermochte er seine suggerierte routinierte Weltgewandtheit beweisen, andererseits sollte ihm die Expedition als Ideengeber für neues literarisches Material dienen, gereicht ihm Klaras Schrift- und Bilddokumentation in zweifacher Weise zum Gewinn. Denn nicht nur legte sie facettenreich Zeugnis ab, die Einträge im Reisetagebuch nutzte Klara May später, nachdem der Dichter bereits verstorben war, mit als Grundlage seiner Rehabilitierung, indem sie verschiedene Episoden der Reiseroute wieder aufleben ließ - wenn auch gespickt mit einer gewissen künstlerischen Freiheit.

Ein solcher Bericht trägt den Titel "Ägyptens Königsgräber" (erschienen im Karl-May-Jahrbuch 1931) und dahin wollen wir uns mit Klara nun auf eine Traumreise begeben.

"Ein steinernes 'Gedenke des Todes!' sind Ägyptens Pyramiden [] Vor diesen drei Pyramiden lagert der Sphinx [] Noch heute liegt ein Hauch unendlicher Schönheit und feierlichen Ernstes auf dem leider arg beschädigten Antlitz [] Die Mameluken benützten den Kopf gar als Zielscheibe für Artillerieübungen. [] Das Haupt war bunt bemalt, und wir sehen noch jetzt Spuren davon. Die Pyramiden waren gleichfalls farbig. [] spiegelblank erstrahlten die Flächen in Hellgelb, Weiß und Rosenrot im Sonnenlicht. In stillen Mondnächsten scheint der alte Glanz wieder zu erstehen. [] Der Riesenleib des Sphinx beginnt zu atmen. Im Fackelschein erscheinen im feierlichen Zug die Priester [] Groß und hell funkeln dazu die Sterne [] Es mag vielen ähnlich ergangen sein wie mir, und die Sehnsucht noch einmal dorthin zurückzukehren, wird in allen wohnen, die Herz und Auge hatten für vergangene erhabene Größe."

Der Wunsch nach Wiederkehr wurde Klara leider nicht erfüllt, doch bleibt die Orientreise mit Entdeckertouren in und um Kairo, Konstantinopel, Jerusalem, Beirut sowie vielen anderen dank ihrer Tagebücher und Photographien der Nachwelt lebendig.

Wer sich eingehender für "Klara May als Fotografin" interessiert, hat noch die Möglichkeit, bis zum 31. August die gleichnamige Sonderausstellung im Karl-May-Museum zu besuchen, welche ihr anlässlich des Jubiläumsjahres gewidmet wird. Denn ohne ihr beständiges Wirken das Andenken Karl Mays zu wahren, wäre Radebeul um ein bemerkenswertes Kulturgut ärmer. Als Anerkennung besitzt die Lößnitzstadt seit 2000 einen Klara-May-Weg.


Maren Gündel, Stadtarchiv

Erschienen in: Amtsblatt Juli 2014