Hans Sarrasani

Stadtlexikon
Städtepartnerschaften
Historische Ansicht
Stadtarchiv

Hans Sarrasani

Stosch-Sarrasani, Hans Erdmann Franz, Zirkusleiter, * 2.4.1873 Lomnitz (Prov. Posen), 21.9.1934 Sao Paulo (Brasilien).

Ein Zweig der Familie Stosch war seit Ende des 18. Jh.s in Oberlößnitz ansässig. Ferdinand Traugott Stosch (1794-1855) ist urkundlich nachweisbar als "Oeconom und Weinberg-Besitzer", Jagdpächter sowie Mitglied des dortigen Gemeinderates. Sein Neffe Albert (1835-1900), der Vater des Zirkusgründers, siedelte sich um 1895 als Privatier in Oberlößnitz an. Sohn Hans, der 1893 die Zirkuslaufbahn eingeschlagen und sich inzwischen vom Stallburschen zum bekannten Dressurclown hochgearbeitet hatte, nahm im Frühjahr 1901 Wohnung in Radebeul, Gartenstr. 30.

In einem Nebengebäude des verkehrsgünstig an der Eisenbahn gelegenen Grundstücks Gartenstr. 54 baute er im Winterhalbjahr 1901/02 mit Unterstützung einheimischer Unternehmen, allen voran Stellmachermeister Paul Thalheim, ein eigenes Zirkusunternehmen auf, das als "Circus Sarrasani" am 30.3.1902 in Meißen seine Weltpremiere erlebte. Der Wanderzirkus mit 3.600 Plätzen und elektrischer Beleuchtung galt als "modernster Circus der Jetztzeit".

Am 22.12.1912 eröffnete Stosch-Sarrasani, wie er sich seit 1904 nannte, am Königin-Carola-Platz in Dresden Europas größtes und modernstes stehendes "Circustheater der 5.000". Das Unternehmen wurde ständig weiter modernisiert und verfügte 1927 schließlich über zwei Riesenzelte für je 10.000 Zuschauer, ca. 800 Mitarbeiter, 250 Pferde, 100 Raubtiere, 22 Elefanten und einen Fuhrpark von 175 Fahrzeugen. Zahlreiche Tourneen führten den Zirkus durch ganz Europa und zweimal bis nach Südamerika, wo Stosch 1934 überraschend starb.

Noch bis 1912 war er mit seinem Hauptwohnsitz in Radebeul, Gartenstr. 54, gemeldet gewesen und der Stadt auch danach zeitlebens verbunden geblieben; u. a. hatte er mit Indianern seines Zirkus' das Karl-May-Museum besucht und Ehrungen am Grabmal des Schriftstellers veranstaltet.

Anläßlich seines 60. Geburtstages erhielt die Radebeuler Gartenstraße seinen Namen, was nach 1945 wieder rückgängig gemacht wurde. Ein Beschluß über die Verleihung des Ehrenbürgerrechts konnte aufgrund des unerwarteten Todes nicht mehr realisiert werden. 1987 ehrte der Kulturbund den Zirkusgründer mit der Sonderausstellung "Sarrasani - von Radebeul in die Welt" im Museum Haus Hoflößnitz (über 20.000 Besucher). Die Fassade des "Sarrasani- Hauses", Gartenstr. 54, wurde 2003 von Gert Morzinek mit Sarrasani-Motiven bemalt.

 

(Aus dem Stadtlexikon Radebeul)