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Naundorf feiert 875. Geburtstag

Freitag, den 31.05.2019

August Christoph Graf von Wackerbarth dürfte der berühmteste Einwohner gewesen sein. 1727 ließ er am Fuß der Bischofsberge seinen Altersruhesitz errichten, seit 1839 Niederlößnitz zugehörig. Naundorf blieb ein kleinbäuerlich geprägter Lößnitzort. Bis sich noch ältere Belege finden, darf sich Naundorf als deren ältester wähnen, mit Urkunde von 1144. Und doch ist es, neben dem viel älteren Zitzschewig, eine Neugründung. Dabei übernahmen die eingewanderten »Wessis« aus dem heutigen Niedersachsen und aus Franken die tradierte Siedlungsform, den elbslawischen Rundling. Um eine Handvoll Teiche, Reste von Altarmen der Elbe, gruppierten sich ein bis eineinhalb Dutzend Hofstellen, zu denen sich 1359 ein Gasthof auf dem Anger gesellte.

Das bis heute erhaltene Bild dörflicher Geschlossenheit geht auf den Wiederaufbau nach dem Großbrand 1822 zurück. Die Industrialisierung ließ das Dorf wachsen. 1800 hatte Naundorf 355 Einwohner, 1900 waren es 1.866. Schmied, Stellmacher und Böttcher gab es seit je, Bäcker und Fleischer kamen hinzu. Mit eigener Schule seit 1769, Feuerwehrhaus, Gemeinde- und Standesamt sowie Sparkassenfiliale erhielt sich Naundorf seine Selbständigkeit bis 1923. Ein neues dörfliches Selbstbewusstein formierte sich nach der Wende. Der Dorf- und Schulverein erinnert seit 1993 an die Historie.1994, zum 850-Jährigen, feierte er ein erstes Dorffest.

Das ist 25 Jahre her. Vom 14. bis 16. Juni 2019 feiern die Naundorfer ihre 875. Ersterwähnung. Am Sonntag, Beginn 11.00 Uhr, wird die Geschichte wieder erweckt. Ein 300 Meter langer Umzug erzählt in 25 Bildern von der Besiedlung, von Pest und Krieg, von Land-, Weinund Gartenbau, von historischem Handwerk und neuerem Gewerbe, von der Schule und vom Gemeindeleben. Das Fest wird am Freitagabend 19.00 Uhr von politischen und Weinhoheiten eröffnet. Ein Dutzend Höfe bieten Live-Musik und Kulinarisches oder zeugen vom Leben auf dem Lande: Bauernhofromantik mit Tieren in Altnaundorf 8 oder Agrartechnik und Motoren in Altnaundorf 34, »Naundorf im Wandel der Zeit« zeigt Altnaundorf 11. Einen »Kessel Buntes« schüttet Dorit Gäbler um 20.00 Uhr aus. Zur gleichen Zeit bläst sich Lutz »KOWA« Kowalewski in der Naundorfer Weinstube den Powerblues von der Seele. Mit einem Feuerwerk klingt der Freitag 22.45 Uhr aus. Am Sonnabend, Schlag 12, geht das Marktreiben auf der Straße und in den Höfen weiter; dazu gehört die Handarbeitsmeile mit Spinnen und Klöppeln am Kriegerdenkmal. Um 14.00 Uhr geht das große Knattern los: Dann brechen die Oldtimer zur Ausfahrt auf. Zum Kaffee um 15.00 Uhr singen Radebeuler Chöre. Am Sonntag ist 10.00 Uhr Wecken mit Blasmusik. Um 11.00 Uhr startet der Festumzug. Danach wird bis zum Abend weiter gefeiert.

Wir würden uns freuen, Sie, liebe Radebeuler und liebe Gäste aus Nah und Fern bei freiem Eintritt und hoffentlich sonnigem Wetter auf dem Dorfanger begrüßen zu dürfen. Mehr zum Festprogramm auf der Internetseite unseres Vereins: www.naundorf-in-radebeul.de

 

Burkhard Zscheischler, Dorf- und Schulverein